Franz Kafka

Franz Kafka

„Unfähig, mit Menschen zu leben, zu reden. Vollständiges Versinken in mich, Denken an mich. Stumpf, gedankenlos, ängstlich. Ich habe nichts mitzuteilen, niemals, niemandem.“
(Tagebucheintrag am 27.4.1915)

Franz Kafka, der äußerlich unscheinbare Versicherungsangestellte – blass, schmächtig, dunkle Haare -, hatte wohl doch etwas mitzuteilen. In seinem kurzen Leben um die Jahrhundertwende schuf er ein wesentliches Stück der Weltliteratur. Mit Werken wie „Das Urteil“, „In der Strafkolonie“ oder „Der Prozess“ machte er sich einen Namen unter den ganz Großen und gilt heute vielen als der bedeutendste deutschsprachige Schriftsteller der europäischen Moderne.

Franz Kafka_1923
Franz Kafka, etwa 1923

Schon früh begann Kafka seine literarischen Experimente, die allerdings heute als verschollen gelten und vermutlich von ihm selbst vernichtet wurden. Hieran und an dem Eingangszitat zeigt sich deutlich das Wesen Franz Kafkas: unsicher, zweifelnd an sich und der Welt. Er selbst hielt sich vor allem für eines: unfähig – „Unfähig, eine Zeile zu schreiben“, „Unfähig zu längerer konzentrierter Arbeit“, „Unfähigkeit in jeder Hinsicht und vollständig.“ (Eintragungen aus seinem Tagebuch 1915).
Auch sein Testament gibt Zeugnis über seine Selbstzweifel, denn eigentlich hatte Franz Kafka sein Nachlass den Flammen bestimmt. Glücklicherweise nahm sein Nachlassverwalter und einer seiner wenigen Freunde, Max Brod, diesen Willen nicht ernst und publizierte stattdessen was vernichtet gehörte.

Das Werk Kafkas ist nur schwer zu fassen. Das liegt nicht nur daran, dass seine drei Versuche, Romane zu verfassen – „Der Prozess“, „Das Schloss“, „Der Verschollene“ – eben das geblieben sind: Versuche, Fragmente. Seiner Prosa, die darüber hinaus vor allem aus Erzählungen besteht, wohnt eine große strukturelle und inhaltliche Komplexität inne. Besonderes Kennzeichen der Schriften Kafkas sind die darin vermittelte ironische und pessimistische Sichtweise auf das Leben und eine ständige, diffuse Bedrohung, für die man später eigens ein Adjektiv prägte: „kafkaesk“.
Wer wissen will, warum Kafka so schrieb, wird wohl bis in seine Kindheit zurückgehen müssen. Die Rolle des Vaters Hermann für Franz Kafkas Werk kann natürlich nicht eindeutig geklärt werden. Doch schien der Schatten dieses autoritären Patriarchs ewig auf Franz zu lasten, der ihn lähmte, unter Druck setzte und gleichwohl erst seinem Schreiben eine Richtung gab.

Max Brod verdanken wir es heute, dass das Werk von Franz Kafka in die Welt getragen wurde und uns nicht nur einen Blick in das Europa des beginnenden 20. Jahrhunderts gibt, sondern vor allem in den Kopf eines skurrilen Literaturtalents.

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