Biografie Franz Kafka

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Franz und Ottla Kafka

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 dem Ehepaar Hermann Kafka (1852–1931) und Julie Kafka, geborene Löwy (1856–1934) geboren, die beide bürgerlichen jüdischen Kaufmannsfamilien entstammten. Der Vater kam aus dem Dorf Wosek in Südböhmen, wo er in einfachen Verhältnissen als Sohn eines Fleischers aufwuchs. Später arbeitete er als reisender Vertreter, 1882 eröffnet er eine Großhandlung für Galanteriewaren (Kurzwaren und Modeartikel) in Prag. Julie Kafka gehörte einer wohlhabenden Familie aus Podiebrad in Mittelböhmen an, verfügte über eine umfassendere Bildung als ihr Mann und hatte Mitspracherecht in dessen Geschäft, in dem sie täglich bis zu zwölf Stunden arbeitete. Die Mutter brachte drei Jungen zur Welt, von denen jedoch nur Franz als Erstgeborener das Kindesalter überlebte, und drei Mädchen: Gabriele, genannt Elli (1889–1941?), Valerie, genannt Valli (1890–1942?), und Ottilie „Ottla“ Kafka (1892–1943?). Die engste familiäre Beziehung hatte Kafka zu seiner jüngsten Schwester Ottla. Sie war es, die dem Bruder beistand, als er schwer erkrankte und dringend Hilfe und Erholung brauchte. Kafkas Schwestern wurden später deportiert, vermutlich in Konzentrationslager oder Ghettos, wo sich ihre Spuren verlieren.
Da die Eltern tagsüber abwesend waren, wurden alle Geschwister im Wesentlichen von wechselndem, ausschließlich weiblichem Dienstpersonal aufgezogen. Im Hause der Kafkas sprach man zwar als Muttersprache Deutsch, mit dem Dienstpersonal sowie mit den Angestellten und Kunden im familieneigenen Unternehmen unterhielt man sich aber vorwiegend auf Tschechisch.

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Dr. Siegfried Löwy

Während sich Kafka in Briefen, Tagebüchern und Prosatexten umfangreich mit seinem Verhältnis zum Vater auseinandersetzte, stand die Beziehung zu seiner Mutter eher im Hintergrund. Allerdings gibt es gerade aus der mütterlichen Linie eine große Anzahl von Verwandten, die sich in Kafkas Figuren wiederfinden, zu nennen sind hier Junggesellen, Sonderlinge, Talmudkundige und explizit der Landarzt Onkel Siegfried Löwy, der Vorbild für die Erzählung Ein Landarzt war.

Kindheit, Jugend und Studium

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Prag um 1890

Von 1889 bis 1893 besuchte Kafka die Deutsche Knabenschule am Fleischmarkt in Prag. Anschließend ging er, entsprechend dem väterlichen Wunsch, auf das ebenfalls deutschsprachige humanistische Staatsgymnasium in der Prager Altstadt, Palais Goltz-Kinsky, das sich im selben Gebäude wie das Galanteriegeschäft der Eltern befand. Der Besuch des Gymnasiums war ein Privileg, das er durch seine Position als einziger Sohn im Elternhaus erhielt. Generell wurde er deshalb bevorzugt behandelt, und konnte sich auch (relativ) frei entscheiden bei Studiengang und Berufswahl – anders als seine Schwestern. Schon als Schüler beschäftigte sich Kafka mit Literatur. Seine frühen Versuche sind jedoch verschollen, vermutlich hat er sie vernichtet, ebenso wie die frühen Tagebücher.

Kafka Biografie
Kafka als Schüler

Zu seinen Freunden in der Oberschulzeit gehörten Rudolf Illowý, Hugo Bergmann, Ewald Felix Příbram, in dessen Vaters Versicherung er später arbeiten sollte, Paul Kisch sowie Oskar Pollak, mit dem er bis in die Universitätszeit befreundet blieb.

1899 wandte sich der sechzehnjährige Kafka dem Sozialismus zu. Obwohl sein Freund und politischer Mentor, Rudolf Illowy, wegen sozialistischer Umtriebe von der Schule flog, blieb Kafka seiner Überzeugung treu und trug die rote Nelke am Knopfloch.

1901 schloss Kafka seine gymnasiale Laufbahn mit „befriedigend“ ab und verließ zum ersten Mal in seinem Leben Böhmen. Mit seinem Onkel Siegfried Löwy, dem Halbbruder von Julie Löwy und einem der gebildetsten Familienmitglieder, bereiste er Norderney und Helgoland. Der Arzt Dr. Siegfried Löwy, dem Franz Kafka sehr nahe stand, würde sich später am Vorabend seiner Deportation ins KZ selbst das Leben nehmen.

Noch im selben Jahr begann Franz Kafka sein Universitätsstudium an der Karl-Ferdinands-Universität zu Prag, zunächst in Chemie; nach kurzer Zeit wechselte er in die juristische Richtung; sodann probierte er es mit einem Semester Germanistik und Kunstgeschichte. Im Sommersemester 1902 hörte Kafka Anton Martys Vorlesung über Grundfragen der deskriptiven Psychologie. 1906 beendete er sein Jurastudium planmäßig nach fünf Jahren mit der Promotion bei Alfred Weber, worauf ein obligatorisches einjähriges unbezahltes Rechtspraktikum am Landes- und Strafgericht folgte.

Karriere als Versicherungsangestellter

Nach einer knapp einjährigen Anstellung bei der privaten Versicherungsgesellschaft „Assicurazioni Generali“ (Oktober 1907 bis Juli 1908) arbeitete Kafka von 1908 bis 1922 in der halbstaatlichen „Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt für das Königreich Böhmen“ (AUVA) in Prag. Seinen Dienst bezeichnete er oft als „Brotberuf“.

Kafkas Tätigkeit bedingte genaue Kenntnisse der industriellen Produktion und Technik. Der 25-Jährige machte Vorschläge zu Unfallverhütungsvorschriften. Außerhalb seines Dienstes solidarisierte er sich politisch mit der Arbeiterschaft; auf Demonstrationen, denen er als Passant beiwohnte, trug er weiterhin eine rote Nelke im Knopfloch. Anfangs arbeitete er in der Unfallabteilung, später wurde er in die versicherungstechnische Abteilung versetzt.Nelke Biografie

In Anerkennung seiner Leistungen wurde Kafka vier Mal befördert, 1910 zum Konzipisten, 1913 zum Vizesekretär, 1920 zum Sekretär, 1922 zum Obersekretär. Zu seinem Arbeitsleben vermerkt Kafka in einem Brief: „Über die Arbeit klage ich nicht so, wie über die Faulheit der sumpfigen Zeit“. Der „Druck“ der Bürostunden, das Starren auf die Uhr, der „alle Wirkung“ zugeschrieben wird, und die letzte Arbeitsminute als „Sprungbrett der Lustigkeit“ – so sah Kafka den Dienst. An Milena Jesenská schrieb er: „Mein Dienst ist lächerlich und kläglich leicht […] ich weiß nicht wofür ich das Geld bekomme“.

biografie kafkaEs ist verbürgt, dass Kafka der Arbeiterklasse Mitgefühl entgegenbrachte. Sein ruhiger und persönlicher Umgang mit den Arbeitern hob sich vom herablassenden Chefgebaren seines Vaters demonstrativ ab. Der Weltkrieg brachte neue Erfahrungen, als Tausende von ostjüdischen Flüchtlingen nach Prag gelangten. Im Rahmen der „Kriegerfürsorge“ kümmerte sich Kafka um die Rehabilitation und berufliche Umschulung von Schwerverwundeten. Dazu war er von seiner Versicherungsanstalt verpflichtet worden; zuvor hatte ihn diese allerdings als „unersetzliche Fachkraft“ reklamiert und damit (gegen Kafkas Intervention) vor der Front geschützt, nachdem er 1915 erstmals als militärisch „voll verwendungsfähig“ eingestuft worden war. Die Kehrseite dieser Wertschätzung erlebte Kafka zwei Jahre später, als er an Lungentuberkulose erkrankte und um Pensionierung bat: Die Anstalt sperrte sich und gab ihn erst nach fünf Jahren am 1. Juli 1922 endgültig frei.

Kafka und sein Vater

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Hermann Kafka

Das konfliktreiche Verhältnis zu seinem Vater Hermann gehört zu den zentralen und prägenden Motiven in Kafkas Werk.

Selbst feinfühlig, zurückhaltend, ja introvertiert und nachdenklich, beschreibt Franz Kafka seinen Vater, der sich aus armen Verhältnissen hochgearbeitet und es kraft eigener Anstrengung zum selbstständigen Unternehmer gebracht hatte, als absolut lebenstüchtige und zupackende, aber eben auch grobe, selbstgerechte und despotische Kaufmannsnatur. Die aus gebildeten Verhältnissen stammende Mutter hätte einen Ausgleich zu ihrem taktlosen Mann bilden können, aber sie tolerierte – den Gesetzen des Patriarchats treu – dessen Werte und Urteile.

Im Brief an den Vater wirft Kafka diesem tyrannische Züge vor: „Du kannst ein Kind nur so behandeln, wie Du eben selbst geschaffen bist, mit Kraft, Lärm und Jähzorn und in diesem Fall schien Dir das auch noch überdies deshalb sehr gut geeignet, weil Du einen kräftigen mutigen Jungen in mir aufziehen wolltest.“Kafka_Brief_an_den_Vater

Liebster Vater,

Du hast mich letzthin einmal gefragt, warum ich behaupte, ich hätte Furcht vor Dir. Ich wußte Dir, wie gewöhnlich, nichts zu antworten, zum Teil eben aus der Furcht, die ich vor Dir habe, zum Teil deshalb, weil zur Begründung dieser Furcht zu viele Einzelheiten gehören, als dass ich sie im Reden halbwegs zusammenhalten könnte. Und wenn ich hier versuche, Dir schriftlich zu antworten, so wird es doch nur sehr unvollständig sein, weil auch im Schreiben die Furcht und ihre Folgen mich Dir gegenüber behindern und weil die Größe des Stoffs über mein Gedächtnis und meinen Verstand weit hinausgeht.

In Kafkas Erzählungen wird der Patriarch nicht nur als mächtig, sondern auch als ungerecht dargestellt; so in der Novelle Die Verwandlung, in der der zu einem Ungeziefer verwandelte Gregor von seinem Vater mit Äpfeln beworfen und dabei tödlich verletzt wird. Die furchterregende und mächtige Figur des Vaters ist es auch, die in der Kurzgeschichte Das Urteil den Sohn Georg Bendemann zum „Tode des Ertrinkens“ bestimmt – ein Urteil, das Georg in vorauseilendem Gehorsam an sich selbst vollzieht, indem er von einer Brücke springt.

Kafkas Freunde

Kafka hatte in seiner Studienzeit in Prag einen konstanten Kreis etwa gleichaltriger Freunde, der sich während der ersten Universitätsjahre bildete (Prager Kreis). Neben Max Brod waren dies der spätere Philosoph Felix Weltsch und die angehenden Schriftsteller Oskar Baum und Franz Werfel.

Brod war der erste, der Kafkas Genie frühzeitig erkannte und förderte und seinem Freund die erste Buchpublikation beim jungen Leipziger Rowohlt Verlag vermittelte. Als Kafkas Nachlassverwalter verhinderte Brod gegen dessen Willen die Verbrennung seiner Romanfragmente.

Beziehungen zu Frauen

Seine Beziehung zu Frauen gestaltete sich für Kafka sehr schwierig. Einerseits fühlte er sich von ihnen angezogen, wollte sich verbunden führen und idealisierte die Ehe. Andererseits floh er vor den Frauen und zeigte eine große Bindungsangst. Auf jeden seiner Eroberungsschritte folgte eine Abwehrreaktion, in der er der Geliebten aus dem Weg ging. Kafkas Briefe und Tagebucheintragungen vermitteln den Eindruck, sein Liebesleben habe sich im Wesentlichen als postalisches Konstrukt vollzogen. Seine Produktion an Liebesbriefen steigerte sich auf bis zu drei täglich an Felice Bauer. Dass er bis zuletzt unverheiratet blieb, trug ihm die Bezeichnung „Junggeselle der Weltliteratur“ ein.

Als Ursachen für Kafkas Bindungsangst vermutet man in der Literatur neben seiner mönchischen Arbeitsweise (er stand unter dem Zwang, allein und bindungslos zu sein, um schreiben zu können) auch Impotenz (Louis Begley), Homosexualität (Saul Friedländer) und das Unvermögen sich an die starren kulturellen und sexuellen Normen, die die Rollenverteilung von Männern und Frauen bestimmten, anzupassen.

Kafkas erste Liebe war die 1888 in Wien geborene, fünf Jahre jüngere Abiturientin Hedwig Therese Weiler. Er lernte sie im Sommer 1907 in Triesch bei Iglau (Mähren) kennen, wo die beiden ihre Ferien bei Verwandten verbrachten. Obschon die Urlaubsbekanntschaft einen Briefwechsel nach sich zog, blieben weitere Begegnungen aus.

Felice Bauer, die aus kleinbürgerlichen jüdischen Verhältnissen stammte, und Kafka trafen sich erstmals am 28. August 1912 in der Wohnung seines Freundes Brod. Die Briefe, die er an Felice zwischen September 1912 und Oktober 1917 schreibt (insgesamt 356 Briefe und 146 Postkarten), umkreisen vor allem eine Frage: Heiraten oder sich in selbstgewählter Askese dem Schreiben widmen? 1914 verlobte er sich zunächst mit ihr in Berlin – aber schon sechs Wochen später wurde das Eheversprechen gelöst. Zwei Jahre später wiederholte sich das Ganze: während eines gemeinsamen Aufenthaltes in Marienbad, bei dem Franz und Felice eine sehr glückliche und intime Beziehung eingingen, verlobten sie sich. Als Kafka aber im folgenden Sommer, 1917, an Tuberkolose erkrankte, trennten sich die beiden endgültig.

21. November 1912

„Liebste! armes Kind! Du hast einen kläglichen und äußerst unbequemen Liebhaber. Bekommt er zwei Tage lang keinen Brief von Dir, schlägt er wenn auch nur mit Worten besinnungslos um sich und kann es im Augenblick nicht fassen, dass er Dir damit weh tut. Aber nachher allerdings packt ihn die Reue und Du brauchst nicht besorgt zu sehn, dass Deine durch ihn veranlasste Unruhe nicht an ihm gerächt würde bis auf das kleinste Zucken Deines Mundes. Liebste, nach Deinen zwei heutigen Briefen scheinst Du mich noch ein Weilchen dulden zu wollen, bitte, bitte, ändere Deine Meinung auch nach meinem gestrigen Briefe nicht. Ich werde Dich übrigens heute noch wahrscheinlich telegraphisch um Verzeihung bitten…“ (Brief an Felice Bauer)

Nach dem Bruch mit Felice verlobte sich Kafka 1919 erneut – gegen den Willen seines Vater – diesmal mit Julie Wohryzek, der Tochter eines Prager Schusters. In einem Brief an Max Brod beschrieb er sie als „eine gewöhnliche und eine erstaunliche Erscheinung. […] Besitzerin einer unerschöpflichen und unaufhaltbaren Menge der frechsten Jargonausdrücke, im ganzen sehr unwissend, mehr lustig als traurig“. Doch auch mit ihr ging Kafka nicht die Ehe ein. Im Laufe des ersten, gemeinsam verbrachten Nachkriegssommers wurde ein Hochzeitstermin festgelegt, jedoch wegen der Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche in Prag verschoben. Im folgenden Jahr trennten sich beide. Ein Grund mag die Bekanntschaft zu Milena Jesenská gewesen sein, der ersten Übersetzerin seiner Texte ins Tschechische.

Die aus Prag stammende Journalistin war eine lebhafte, selbstbewusste, emanzipierte Frau von 24 Jahren. Sie lebte in Wien und befand sich in einer zerrütteten Ehe mit dem Prager Schriftsteller Ernst Pollak. Nach ersten Briefkontakte besuchte Kafka sie in Wien. Voller Begeisterung berichtete der Zurückgekehrte seinem Freund Brod von der viertägigen Begegnung, aus der sich eine Beziehung mit einigen Begegnungen und vor allem einem umfangreichen Briefwechsel entwickelte. Doch wie bei Felice wiederholte sich auch bei Milena das alte Muster: Auf Annäherung und eingebildete Zusammengehörigkeit folgten Zweifel und Rückzug. Kafka beendete schließlich die Beziehung im November 1920, woraufhin auch der Briefwechsel abrupt abbrach. Der freundschaftliche Kontakt zwischen beiden riss allerdings bis zu Kafkas Tod nicht ab.

Im Inflationsjahr 1923 schließlich lernte Kafka im Ostseeheilbad Graal-Müritz Dora Diamant (Dworja Diament, jiddisch Dora Dymant) kennen. In der natürlichen und unkoketten Natur Doras erkannte Kafka endlich was ihm zu einer andauernden Beziehung gefehlt hatte. Endlich konnte er sich von Prag und seiner Familie lösen. Im September 1923 zogen sie nach Berlin und schmiedeten Heiratspläne, die zunächst am Widerstand von Diamants Vater und schließlich an Kafkas Gesundheitszustand scheiterten. Nachdem er im April 1924 sich schwerkrank in ein kleines privates Sanatorium im Dorf Kierling bei Klosterneuburg zurückgezogen hatte, wurde er dort von der mittellosen Dora, die auf materielle Unterstützung aus dem Familien- und Bekanntenkreis Kafkas angewiesen war, bis zu seinem Tod am 3. Juni 1924 gepflegt.

Das Ende Kafkas

Im August 1917 erlitt Franz Kafka einen nächtlichen Blutsturz, es wurde eine Lungentuberkulose festgestellt, eine Erkrankung, die zur damaligen Zeit nicht heilbar war. Die Symptome besserten sich zunächst wieder, doch im Herbst 1918 erkrankte er an der Spanischen Grippe, die eine mehrwöchige Lungenentzündung nach sich zog. Danach verschlechterte sich Kafkas Gesundheitszustand von Jahr zu Jahr, trotz zahlreicher langer Kuraufenthalte, u. a. in Schelesen (Böhmen), Tatranské Matliare (heute Slowakei), Riva del Garda (Trentino im Sanatorium Dr. von Hartungen), Graal-Müritz (1923). Während seines Aufenthaltes in Berlin 1923/24 griff die Tuberkulose auch auf den Kehlkopf über, Kafka verlor allmählich sein Sprechvermögen und konnte nur noch unter Schmerzen Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen. Im April 1924 stellte Dr. Hugo Kraus, ein Familienfreund und Leiter der Lungenheilanstalt Wienerwald, in der sich Kafka zu der Zeit befand, definitiv Kehlkopftuberkulose fest.

Infolge der fortschreitenden Erschöpfung konnten die Symptome nur noch gelindert werden; ein operativer Eingriff war wegen des schlechten Allgemeinzustands nicht mehr möglich. Franz Kafka reiste ab und starb am 3. Juni 1924 im Sanatorium Kierling bei Klosterneuburg im Alter von 40 Jahren. Als offizielle Todesursache wurde Herzversagen festgestellt. Begraben wurde er auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag-Strašnice. Der schlanke kubistische Grabstein von Dr. Franz Kafka und seinen Eltern mit Inschriften in deutscher und hebräischer Sprache befindet sich rechts vom Eingang, etwa 200 Meter vom Pförtnerhaus entfernt.

Kafka und die Nationalität

Kafka verbrachte den Hauptteil seines Lebens in Prag, das bis 1918 zum Vielvölkerstaat der k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarn gehörte und nach dem Ersten Weltkrieg Hauptstadt der neu gegründeten Tschechoslowakei wurde. Der Schriftsteller selbst bezeichnete sich in einem Brief als deutschen Muttersprachler („Deutsch ist meine Muttersprache, aber das Tschechische geht mir zu Herzen“). Die deutschsprachige Bevölkerung in Prag, die etwa sieben Prozent ausmachte, lebte in einer „inselhaften Abgeschlossenheit“ mit ihrer auch als „Pragerdeutsch“ bezeichneten Sprache. Diese Isoliertheit meinte Kafka auch, wenn er in dem bereits zitierten Brief schrieb: „Ich habe niemals unter deutschem Volk gelebt.“ Zudem gehörte er der jüdischen Minderheit an. Das politische Deutsche Reich blieb für Kafka – etwa während des Ersten Weltkriegs – weit entfernt und fand keinen Niederschlag in seinem Werk. Auch Belege für die Selbstsicht einer österreichischen Nationalität lassen sich nicht finden.

(Quelle: Wikipedia.org)

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